Papas Eifersucht auf den Sohn
Lena (31) und Michael (34) sind seit fünf Jahren verheiratet. Seit ihr Sohn Emil (1) auf der Welt ist, streiten sie sich immer öfter. Was die beiden übereinander denken, welche Probleme sie haben und warum sie ihren Partner nicht mehr verstehen, erzählen sie hier.
Das sagt er:
“Meine Frau hat nur noch Augen für unseren Sohn. Das geht mittlerweile so weit, dass sie mit Emil in einem Zimmer schläft und nicht mit mir.
Wir hatten eine sehr intensive Beziehung – bis Emil kam. Wir sind viel unterwegs gewesen, sind oft am Wochenende verreist, haben Freunde getroffen und haben unsere gemeinsame Zeit sehr genossen.
Mit der Geburt wurde alles anders. Wir streiten viel und es gibt laufend Missverständnisse. Sie wirft mir vor, ich würde mich nicht fürs Familienleben interessieren. Ich werfe ihr vor, dass sie sich überhaupt nicht mehr für mich interessiert. Sie geht nicht mehr aus mit mir, sie schläft nicht mehr mit mir und sie fragt auch nicht mehr, wie es mir geht oder wie es auf der Arbeit läuft. Alles dreht sich um unseren Sohn – Emil hier, Emil da. Ihre Übermutterung (so muss man das wirklich nennen) geht so weit, dass sie, wenn wir denn ausnahmsweise doch mal einen Abend zusammen in einem netten Restaurant verbringen, dreimal beim Babysitter anruft, ob auch alles in Ordnung ist.”
Das sagt sie:
“Ich erkenne meinen Mann nicht wieder. Er war immer so liebevoll. Und jetzt? Wieso sagt er nicht einmal, wie niedlich unser Sohn ist, wenn er schlafend in seinem Babybett liegt und mit der süßesten Stimme vor sich hin gluckst?
Früher konnte er so leidenschaftlich sein, aber seit der Geburt merke ich davon nichts mehr. Wir regen uns dauernd übereinander auf. Er ärgert sich, dass ich zu viel Geld ausgebe. Aber er fragt nicht, welchen Grund das hat, sonst wüsste er, dass ich für unseren Sohn auf gesunde Lebensmittel achte, und die sind teuer.
Er versteht nicht, dass ich abends nach einem langen Tag mit Kind zu müde bin für tiefgründige Gespräche über Politik. Denkt er denn, ich lege den ganzen Tag die Beine hoch und trinke Tee?
Dauernd will er mich überreden, mit ihm auszugehen. Dabei bin ich doch abends oft so erschöpft, dass ich nur noch ins Bett will. Letztens haben wir uns so heftig gestritten, dass Emil aufwachte. Dann kam der Babysitter und wir haben uns ein Versöhnungsessen im Restaurant gegönnt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, nicht bei Emil zu sein, nachdem wir ihn geweckt hatten. Als ich mich bei der Babysitterin erkundigte, ob alles okay ist, wurde Michael dann wieder wütend. Ich glaube, er ist eifersüchtig auf unseren Sohn. Hoffentlich wird das irgendwann besser.”
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