Risiken der Kinderwunschbehandlung

Um zu einer Entscheidung darüber zu kommen, ob Sie eine Kinderwunschbehandlung angehen oder nicht, wollen Sie natürlich auch die Risiken kennen. Was die Forschung dazu derzeit weiß, finden Sie hier zusammengefasst.
Die derzeitige Datenlage erlaubt keine absolut verlässlichen Aussagen zu Nebenwirkungen und mutmaßlichen Schäden der Infertilitätsbehandlung. Was kann also zu den Risiken gesagt werden? Zum Beispiel, dass ernsthafte Nebenwirkungen nicht häufig beobachtet werden. Bekannt ist, dass das Vorkommen von Eierstockkrebs und Brustkrebs durch die Stimulationsbehandlungen nicht erheblich erhöht wird. Es ist eher die Unfruchtbarkeit selbst, die mit einem etwas erhöhtem Risiko für Brust- und Eierstockkrebs verbunden ist.
Ein offensichtlicher Risikofaktor bei der Kinderwunschbehandlung kann hingegen Übergewicht und das Syndrom Polycystischer Ovarien (PCOS) sein. Es erhöht das Risiko für eine Fehlgeburt. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft durch In-vitro-Fertilisation und ICSI eine gehäuft auftretende Begleiterscheinung. Bei Spritzenbehandlungen treten generell vermehrt Mehrlinge auf. Die Frage ist aber auch, wie es nach der Schwangerschaft weitergeht.
Die bislang erfolgten Studien sind wissenschaftlich nicht dazu tauglich, sicher zu sagen, dass durch IVF oder ICSI keine schwerwiegenden Risiken für die Nachkommen bestehen. Sie zeigen aber genauso wenig sicher, dass Schäden auf die Methoden zurückgehen. Es gibt also keine Garantien. Leichte, mittelschwere und auch schwere Fehlbildungen sind bei ca. fünf bis zehn Prozent der Kinder nachweisbar, auch bei denen “nach normaler Zeugung”. Nicht alle Fehlbildungen sind in der Phase vor der Geburt durch Ultraschall, Fruchtwasserpunktion oder ähnliche Verfahren festzustellen. Veränderungen im Erbgut (Chromosomenanomalien) können in der Regel bei einer Fruchtwasserpunktion festgestellt werden. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder andere sogenannte Spaltfehlbildungen lassen sich in einigen, aber nicht allen Fällen durch die Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft feststellen. Das Fehlen eines Fingerendgliedes (ebenfalls Fehlbildung) lässt sich jedoch mit allen vorgeburtlichen Untersuchungsmethoden nicht immer diagnostizieren.
Fazit: Viele Fragen werden sich auch in den nächsten Jahren nicht beantworten lassen. Die Datenlage und die darauf beruhenden ärztlichen Empfehlungen sind unsicher. Ihnen als Paar hilft es wenig, dass die Aussagen in zehn Jahren oder mehr sicherer sind. Sie wünschen sich jetzt ein Kind. Also muss die Entscheidung für die Behandlung oder dagegen getroffen werden, mit all den erwähnten Unsicherheiten.
Dieser Text basiert auf Informationen aus der Broschüre “Kinderwunsch”, die vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin ausgezeichnet wurde (u. a. wegen ihrer Verlässlichkeit), und wurde zusätzlich geprüft vom Hauptautor der Broschüre, Prof. Dr. med Rainer Wiedemann vom Medizinischen Versorgungszentrum in Stuttgart.
Tags: Gesundheit, Risiken, Kinderwunsch, Kinderwunsch, Polycystische Ovarien, Polyzystische Ovarien